Teilprojekt C.2
Dehumanizing, Victimizing, or Universalizing? How Images of Migration Interact with Human Rights Discourse
Das Projekt untersucht die Behauptung, dass der Menschenrechtsdiskurs in Migrationskontexten zunehmend wichtiger wird, und wie sich diese Vermenschenrechtlichung in affektiven Reaktionen auf visuelle und verbale Bilder äußert. Bilder, die Migration zum Inhalt haben, vermitteln Pro- und Anti-Migrationsmeinungen. Das Projekt skizziert, wie Bildtopoi zu den subjektiven Einstellungen über Migration beitragen und wie Bilder als Mittel zum Austausch über Menschenrechte dienen können.
Trotz einer unterschiedlichen Migrationspolitik und -geschichte in Deutschland und den USA (Olson mit Wessels 2020), wird behauptet, dass sich eine dreiteilige Typologie von Bildern und den zugrundeliegenden Narrativen über Migration in „Kulturen der Legalität“ (Olson 2022) beiden Kontexten zugrunde legen lässt. Die Umstände der Verbreitung dieser Bildtypen in der Post-Krisenzeit und ihr Framing und ihre Beziehungen zu bestimmten migrationsbezogenen Ereignissen werden durch die Analyse von Nachrichtenquellen und sozialen Medien dokumentiert. Ein Typus von Bildern entmenschlicht Personen, um Anti-Immigrationshaltungen hervorzuheben, z.B. wenn Migrierende mit Naturkatastrophen wie Sturmfluten („ein Tsunami von Migranten“) verglichen oder als Sexualstraftäter („Rapefugees“) dargestellt werden. Eine zweite Gruppe stellt Individuen als Opfer dar, um Sympathie für ihr Leiden zu erzeugen, was zu einer Verfestigung des Opferstatus führt. Unter Vermeidung von Klischees bzgl. Geschlecht und Rasse erscheinen in der dritten Gruppe von Bildern Personen als individualisierte Rechtsubjekte, ausgestattet mit intrinsischen und unveräußerlichen Rechten, durch die sie rechtliche und moralische Ansprüche geltend machen können. Die Auswirkungen dieses Bildtyps auf affektive Beziehungen zum Recht und auf die Verallgemeinerung des Menschenrechtsdiskurses müssen untersucht werden. Das Projekt füllt diese Forschungslücke.
Basierend auf den Ergebnissen dieser Analyse wird die Typologie verfeinert, um Untertypen von Bildern zu berücksichtigen und um Unterschieden in der Wirkung der Bilder auf das deutsche und US-amerikanische Rechtsumfeld gerecht zu werden. Das Projekt bildet die theoretische Basis für die Ausleuchtung von Elementen dieser neu entstehenden Menschenrechtsvorstellung. Diese Vorstellung wird durch Bilder und Erzählungen vermittelt, um Rechtsgefühle zu erzeugen. Das Projekt zielt darauf ab, Medien- und Politikkompetenz zu erhöhen, indem es dazu anregt, selbstreflektiert mit Bildern von Migration umzugehen und die diesen Bildern zugrundeliegenden Narrative und Tropen zur Kenntnis zu nehmen.
Leitung: Prof. Dr. Greta Olson
Mitarbeiterin: Simona Adinolfi
Justus-Liebig-Universität Gießen